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Orania unser Wölfli

Selbstsicher Ein Welpe sucht den Kontakt zum Menschen, läuft ihm nach, er ist sozusagen der Schatten vom Zweibeiner – Orania nicht, im Haus oder Garten läuft sie mir nach, also da wo sie es nicht machen sollte, aber sobald wir in der grossen Prärie sind sieht alles anders aus. Sie streckt die Nase in den Wind und alles andere ist spannender als der Mensch. Wir laufen davon, das interessiert sie überhaupt nicht. Frech schaut sie uns hinterher und denkt wohl ‘die gehen nicht weit’. Wir setzen noch einen oben drauf und verstecken uns – sie kommt nicht. Erst als sie fertig ist mit ihrer wichtigen Tätigkeit macht sie sich gaaaanz langsam auf den Weg in unsere Richtung. Wie per Zufall stolpert sie über uns und findet «jetzt können wir gehen, ich bin fertig». Uns blieb die Sprache weg…… Die Kleine geht ziemlich selbstsicher durchs Leben, so einen Welpen hatten wir noch nie….

Früh habe ich gelernt ihr zu vertrauen - heute weiss sie, dass es nichts tolleres gibt als mit mir etwas zu unternehmen, natürlich geht sie noch oft ihre eigenen Wege, rennt wie ein Zicklein über Wiese und Felder, bleibe ich stehen kommt sie schnell zu mir zurück schaut kurz ob noch alles ok ist und geht dann wieder ihre Wege.

Alles kennen lernen Unsere Welpen (Gini 2015, Nala 2019, Gavany 2020) habe ich jeweils auf die Spaziergänge mit den Grossen mitgenommen, so lange sie mochten sind sie gelaufen, war der Akku leer haben wir sie getragen oder eine Pause eingelegt – Orania nicht, mit ihr waren wir die ersten Wochen immer separat on tour. Ohne Schutz vom Rudel die grosse weite Welt entdecken, das war eine Herausforderung für sie. War sie unsicher, suchte sie meine Nähe und wir schauten gemeinsam was da ist.

Auf diese Art zeigte ich ihr gaaanz viel, noch Heute gibt es Momente, da bleibt sie stehen und muss das Gesichtete beobachten und verarbeiten. Nach kurzer Zeit kommt der Blick zu mir und wir können weiter laufen. Die Autobahnbrücke fasziniert sie noch Heute, wir stehen auf der Brücke und jedes Mal wenn die Autos auf der einen Spur von der Brücke verschluckt und auf der anderen wieder ausgespuckt werden muss sie schauen und schauen und schauen.....

Tagwach Ich bin ein Frühaufsteher, wenn ich das nicht wäre hätte ich es gelernt. Unsere kleine Lady findet 04:30 Uhr spätestens 05:00 Uhr ist tagwach, ganz langsam nähert sie sich und gibt mir ein Küssli. Sobald ich mich bewege ist es mit der Vorsicht vorbei. Mit einem Satz ist sie auf mir und überschüttet mich mit ihrer Liebe, Energie und der Freude am Tag – im Halbschlaf ein so stürmisches Ding abzuwehren ist eine ziemliche Herausforderung. Ich gebe mich geschlagen und lass alles geschehen – natürlich könnte ich es unterbinden, aber mir ist es so was von egal. Nach ein paar Sekunden ist der Spuck vorbei und sie will raus – zum Glück haben wir im Schlafzimmer eine Türe die direkt in den Garten führt – so kann Orania raus und ich schlüpfe nochmals unter die Decke.

Jetzt ist sie etwas älter und ich muss nicht befürchten, dass sie gleich ausläuft also versuche ich die Tagwache etwas raus zu zögern. ‘Komm wir schlafen noch eine halbe Stunde’ sie legt sich neben mich und alle zwei Minuten fragt sie – ‘ist es jetzt Zeit?’

Orania alleine zu Hause ist wie Kevin allein zu Hause Dinnen in meiner Nähe verhält sie sich sehr ruhig, legt sich hin und schläft. Ist sie ausgeschlafen und ich habe keine Zeit kann sie sich gut selbst beschäftigen. Es ist nie gut, wenn man sie nicht sieht….

So kam es, dass sie ein pfünderli Brot klaute und bis auf einen gaaanz kleinen Rest alles verputzte. Ein halber Laib Käse wurde ziemlich böse hergerichtet, der Kräuterbutter rannte durch den Garten gefolgt von Orania, eine ganze Schüssel Karottensalat war spur los verschwunden. Im Eierkarton fehlten vier Eier, bin mir sicher gestern waren die noch da. So gäbe es noch ganz viele Episoden zu erzählen, aber solche Streiche gehören der Vergangenheit an – nun ist sie älter und vernünftiger – dachte ich….. bis sie heimlich das Dachgeschoss inspizierte und das Eine und Andere genauer unter die Lupe nahm. Sie weiss wie ein Kissen von innen aussieht. Knöpfe an der Bettwäsche sind überflüssig. Reissverschluss am Sofakissen hat sie geöffnet, schliessen kann man ihn nicht mehr. Decke auf dem Bett hat ein riesiges Loch. Bei allen Stofftieren wurden die Augen entfernt und die Watte raus genommen und und und……

Diskussionen Orania kann man nicht als stur bezeichnen sondern hartnäckig resp. diskussionsfreudig. Kleines Beispiel: Wir sind unterwegs und sie entdeckt etwas fressbares, zuerst schnuppert sie dran und schon sind wir mitten in der Diskussion:

Orania ganz verschmitzt: «hast du es auch gesehen?»

Ich, mit gleichgültigen Tonfall: «ja, lass es»

Orania: «wieso?»

Ich, schon ein bisschen energischer: «nein, ich will nicht, dass du es auf nimmst»

Orania voller Hoffnung: «aber ich möchte es….».

Ich mit ernster Miene: «ich habe gesagt, du sollst es lassen»

Orania ein bisschen beeindruckt: «darf ich nochmals dran riechen?»

Ich im Tonfall ohne Widerspruch: «nein, jetzt reicht’s – LASS ES»

Orania das letzte Wort: «schon gut - das hättest du auch gleich sagen können»

In etwa so laufen bei uns Diskussionen ab und es ist spannend, was sich Orania alles einfallen lässt um mir ihre Meinung aufzuzwingen. Ist aber mein Ton beim ersten Wort ernsthaft nimmt sie es sofort an und wir müssen nicht darüber diskutieren. Es liegt also in meiner Hand ob es eine Diskussion gibt oder nicht. Das Selbe macht sie auch mit Gavany – auch sie lässt sich oft auf einen Schlagabtausch ein, ist es ihr zu doof unterbindet sie jedes Gespräch im Ansatz.

Pflege Orania geht mit einer grossen Portion Eigenständigkeit, Selbstentscheidung und Vorsicht durchs Leben. Nehme ich die Hundebürste in die Hand ist sie selbstentscheidend und macht Distanz zwischen ihr und der Bürste – in genügendem Abstand, sicher vor der Bürste hockt sie hin über ihr hängt eine grosse Sprechblase «vergiss es, das zupft». Hat sie einen verfilzten Haarknoten kommt die Schere zum Einsatz, beim langsamen Annäherungsversuch meinerseits entscheidet sie eigenständig ob sie es duldet oder nicht. Natürlich kommt sie mit dem nicht durch, kämmen und schneiden gehört zum Hundeleben. Entdeckt sie etwas, dass sie noch nicht kennt nähert sie sich dem Ungeheuer vorsichtig, man weiss ja nie……

Elefant im Porzelanladen Es gibt Phasen da bemerkt man den Hund überhaupt nicht und dann gibt es aber auch das Andere – Ich sitze in der Küche sie kommt mit einem Spielzeug angelaufen und zeigt es mir. «Toller Ball hast du, kannst ihn gerne behalten». Mit Nachdruck zeigt sie ihn mir nochmals und nochmals um noch etwas mehr Druck auf mich auszuüben legt sie noch die Pfote auf meinen Schoss und gibt ganz komische Geräusche von sich. «Ich hab’s gesehen, will aber nicht spielen». Sie lässt nicht locker «Orania, es reicht, ich will ihn nicht» endlich macht sie einen Abgang….. Oder wir sitzen auf dem Sofa oder in der Küche, sie kommt mit Anlauf auf den Schoss – ihr ist es egal was und wen sie gerade zertrampelt – sie hat beschlossen sich zu uns zu setzen.

Kürzlich waren wir draussen auf der Wiese, das lieben die Mädels, ständig stecken sie die Nase in die Maus- oder Wiesellöcher. Gavany läuft bei mir Orania flitzt von einem Loch zum anderen. Im Galopp rennt sie auf uns zu, vergisst zu bremsen und knallt voll in Gavany rein. Orania schreit, sie hat sich weh getan und Gavany keift sie an, mit Recht – der Aufprall war ziemlich deftig. Völlig aufgelöst wirft sich die Kleine vor meine Füsse jammert und hofft, auf Seelentrost. «Moment mal, du bist doch selber Schuld, niemand hat gesagt, dass du Kopflos und in vollem Tempo Gavany rammen sollst». Als sie bemerkt, dass ich kein Mitleid habe steht sie auf und läuft weiter….. So lieb und nett sie sein kann, so ein Rüpel ist sie….. oder anders gesagt Distanzlos.

Arbeiten Orania ist meine Trailpartnerin, bin total begeistert von ihr. Sie macht es wirklich super – lange habe ich ihr Können unterschätzt und die Leute ständig gebeten kurze einfach Trails zu legen. Einmal hat der Trailleger vergessen, dass Orania ‘Anfänger’ ist und einen wirklich schweren Trail gelegt – wir haben die Herausforderung angenommen und mit Bravour gemeistert. Die Lady trailt ‘Sack stark’.

Unterordnung, Apportieren oder sonstige Arbeiten findet sie nicht so cool. Wir gehen regelmässig in die Hundeschule, mir ist es aber nicht wichtig ob sie ein perfektes Fuss läuft oder sich wie ein Klappmesser hinlegt wenn ich ‘platz’ sage. Ich will ein Hund der den Fokus auch bei mir hat, wenn andere Hunde in der Nähe sind. Den ich abrufen und überall hin mitnehmen kann. Ein Hund dem ich vertrauen kann. Sage ich ihr ‘sitz oder platz’ ist es mir egal ob sie sich vor oder neben mich setzt/legt. Wieso trailt sie toll und die anderen Sachen findet sie doof? Ganz einfach, ich hab’s genau so. Es liegt an meiner Ernsthaftigkeit – will ich wirklich was von ihr macht sie es auch…… Wie kann ich von einem Hund Perfektion verlangen, wenn ich es selber nicht lebe? Sie ist genau wie ich, wir zwei geniessen das Leben und kommt es drauf an, dann liefern wir. Ja, ja wir passen perfekt zusammen.


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